Herr Wimbeck, diese Gesamtkonzeptharmonie wird ziemlich spät im Entwicklungsprozess sichtbar. Zunächst sind ja oft Komponenten mit unterschiedlichen Entwicklungsständen in den Versuchsträgern verbaut und das fällt dann auch auf?
Michael Wimbeck: Ja, das ist richtig. Jede Fachabteilung optimiert ja erst mal innerhalb ihres eigenen Arbeitsgebietes. Die Fachabteilung kann das Ergebnis mit geschultem Auge bereits selektiv beurteilen, aber erst wenn alles zusammenkommt, eröffnet sich das Bild auf das ganze Auto. Wir haben den Vorteil, dass wir fachbereichsübergreifend gleiche Testtermine in unserem Testcenter in Südfrankreich, beim Wintertest in Arjeplog in Schweden und am Nürburgring durchführen können, bei dem sich die Kollegen dann noch mal gezielt austauschen: also zum Beispiel das Team Motor mit den Teams Regelsysteme, Fahrwerk mit Reifen usw. Wir müssen nicht warten, bis der nächste Fachbereich das Auto in die Hand bekommt, sondern hier wird gemeinsam ein riesiger Entwicklungshub gemacht.
Die Zusammenarbeit mit den Werken München und Regensburg, in denen das BMW M4 Coupé bzw. die BMW M3 Limousine und das BMW M4 Cabrio gebaut werden, spielte eine wichtige Rolle?
Michael Wimbeck: Die beiden Produktionswerke in München und Regensburg haben uns extrem unterstützt. Wir quälen die Kollegen ja immer wieder mit unseren Anforderungen, die wir an die Produktion herantragen wie beispielsweise mit den Steifigkeitsmaßnahmen, die in der Rohkarosse umgesetzt wurden. Unsere Argumentation war jeweils: Das ist ein BMW M3, ein BMW M4 wir brauchen diese Bauteile ins Fahrzeug. Egal, wie ihr das in einem Großserienfertigungsprozess hinbekommt, sie sind zwingend notwendig für den Charakter dieses Fahrzeuges. Die Kollegen haben sich meist schnell überzeugen lassen und uns letztendlich keinen Wunsch ausgeschlagen. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, beim Bau des jeweiligen ersten Fahrzeuges in München und Regensburg am Fertigungsband mitzugehen. Da sieht man dann erst mal, was man verbrochen hat und welche Anstrengungen und Flexibilität notwendig werden. Ein ganz, ganz großes Lob an beide Werksmannschaften, die für uns die berühmte Extrameile gegangen sind.
Christoph Smieskol: Im Werk Regensburg wurde ja bereits seit vielen Jahren der BMW M3 gefertigt hier war man bereits mit unseren Anforderungen vertraut. Das Werk München baut nun nach 23 Jahren wieder ein M Automobil. Der Werksleiter und der Werksprojektleiter waren nicht nur zu 100 Prozent dabei, sondern gefühlte 180 Prozent. Man merkte auch in der Belegschaft, welche Begeisterung und Motivation so ein Auto erzeugt. Es gab Mitarbeiter, die knieten fast vor den ersten gebauten Autos, die BMW M4 Coupés waren von Menschenaufläufen umringt. Herr Bohrer, der Leiter des Werkes München, hat erzählt, dass Sie ab und an dazulernen mussten. Wenn sie sich über manche Dinge überrascht zeigten, habe es oft geheißen: Das gehört schon so.
Michael Wimbeck: Nach dem Bau der Vorserie, als ein paar Fahrzeuge mehr im Werk verfügbar waren, habe ich jedem gesagt, der mit unserem Fahrzeug zu tun hatte: Bitte nehmt Euch so ein Auto mit nach Hause, fahrt damit, und wenn ihr maximal irritiert seid und nicht mehr wisst, ob das alles so passt oder nicht dann ist alles in Ordnung. Dann müsst ihr einfach weiterfahren, und irgendwann kommt der Moment, da werdet ihr genau danach süchtig. Dann haben wir es geschafft.
Eine Frage, die man immer wieder mal hört: Wie kam es zu den Farben Austin Yellow für BMW M4 Coupé und Yasmarina Blue für die BMW M3 Limousine?
Christoph Smieskol: Wir haben eine gewisse Farbtradition. Es gibt von BMW M historisch besetzte Farben sowohl was das Blau wie die Gelbtöne angeht. Hier waren wir seit mehreren Generationen entsprechend unterwegs. Die Frage war: Wie können wir das aufgreifen und weiterentwickeln? Wir wollen ja nicht immer wieder die alten Farben lackieren, sondern sie ein Stück weiter in die Zukunft fortschreiben. Gelb ist eine charakterstarke Farbe, die sehr gut optisch mit den Carbonteilen und zum Beispiel den dunklen Felgen harmoniert. Hier greifen wir die Tradition von BMW M3 E46 und von BMW M3 E36 auf. Das Thema Blau wurde ebenfalls durch die Generationen getragen. Blau ist auch eine der drei Farben, die in den drei Streifen des Guigaro M auftaucht. Auf dieser Basis haben wir dann mit den Designern an der optimalen Richtung gearbeitet.
Michael Wimbeck: Wir haben es ja sogar geschafft, dass bereits das zweite jemals von Band gelaufene BMW M4 Coupé in Austin Yellow lackiert wurde. Man kann sich den Aufruhr im Werk vorstellen, als dieses Auto auf dem Band durch die Produktion lief.