Ihr BMW M5 Sondermodell von 1992 heißt „20 Jahre BMW Motorsport“ – 2022 feiert BMW M sogar schon das 50-jährige Jubiläum. Was hat sich Ihrer Meinung nach in den dazwischenliegenden 30 Jahren in Sachen Motorsport besonders verändert – oder auch nicht?
Ich selbst betreibe nun seit 28 Jahren aktiv Motorsport, nebenbei bemerkt quasi ausschließlich in Fahrzeugen unserer Marke, von daher kann ich dazu einen guten Vergleich ziehen, denke ich. Einfach gesagt ist es immer noch so, dass der gewinnt, der als Erstes über die Linie fährt! Aber im Detail ist es komplizierter, da im Motorsport – wie in jedem anderen Lebensbereich auch – heute versucht wird, jede Art von Zufall und Risiko auszuschließen. Die Fahrzeugtechnik an sich, die Einsätze durch die Teams, die Strecken, die Organisation außenrum, alles hat ein großes Maß an Perfektion erreicht.
Es gibt im professionellen Motorsport nahezu keine vom bekannten Weg extrem abweichenden Konzepte mehr, fast keine „Bastler“ und Garagenteams, dadurch quasi keine technischen Ausfälle mehr, so gut wie keine Teamfehler. Die meisten Strecken sind auch weit über den Streckenrand hinaus mehr als sicher, sodass der Job aller Beteiligten viel mehr darauf ausgelegt ist, zu jeder Sekunde zu 100 Prozent abzuliefern, um dann mit etwas Glück bei Taktik, Wetter oder der Balance of Perfomance (BoP) zu gewinnen.
Früher waren die Zeitabstände größer, die Zufälle weit mehr, der Fahrer musste auch mal Probleme umfahren, das Team improvisieren, und man hatte trotzdem noch eine Siegchance. Das Ganze immer begleitet vom Wissen, dass ein Fehler auch der letzte Fehler gewesen sein könnte. Aber natürlich war das Risiko weit höher. Ich denke, manchmal wäre ein Mittelweg, der die technische Perfektion etwas rausnimmt, der bessere Weg. Aber besonders wir Europäer lieben wohl einfach unseren Ingenieurs-Motorsport, dürfen aber dabei den Zuschauer nicht vergessen, der einfach nur geile Zweikämpfe, manche Unwägbarkeiten und vor allem ehrliche Rennen ohne Eingriffe von außen sehen will.